

Hättest du gedacht, dass der kleinste Nationalpark Deutschlands in unserem Erkundungsgebiet liegt? Zugegeben, es sind von unserem Heimathafen aus doch einige Kilometer bis auf die Insel Rügen. Bereuen wirst du den Besuch aber sicherlich nicht — die Hanseatenbande zeigt dir, wieso! Ein Bericht von Luisa
Das Eindrucksvollste ist mit Abstand die Vielfalt dieses Nationalparks auf der Halbinsel Jasmund: endlose, tiefe Buchenwälder und im Kontrast dazu der Ausblick auf die weite, offene Ostsee. Beide verbunden mit einem kilometerlangen Strand aus Steinen und der faszinierenden, weißen Steilküste als Highlight. Unterschiedliche Routen lassen sich je nach Bedarf miteinander kombinieren, langweilig wird einem bei dieser Kulisse garantiert nicht. Jeder Wandertyp kommt auf Rügen auf seine Kosten, ob Langstreckenwanderer, Hobbyfotograf oder Fossiliensammler.
Waldspaziergang mit Meerluft
Eigentlich war für meinen Wandertag Regenwetter angekündigt. Ich starte in der Altstadt von Sassnitz und mache mich auf den Weg durch den Wald in Richtung Wissower Klinken. Die Weitläufigkeit lässt mich kurz vergessen, dass ich mich auf einer Insel befinde, wenngleich die langsam lichtenden Baumkronen und das Erscheinen des tiefblauen Ozeans nicht allzu lange auf sich warten lassen. Mit jedem Schritt in Richtung Ozean bekomme ich die tatsächliche Höhe dieses Ortes zu spüren. Wer unter Höhenangst leidet, sollte wohl etwas Abstand halten. Gesichert ist die Kante nicht. Wider erwarten zeigt sich nun sogar die Sonne und an Regen ist nicht zu denken. Stattdessen werde ich mit einer atemberaubenden Aussicht und weiß leuchtenden Kreidefelsen überrascht.


Die gesamte Küste entlang führt ein Hochuferweg bis zum bekannten Aussichtspunkt: dem Königsstuhl. Für mich ist schon der Weg dahin spannend, der Ausblick ist an unzähligen Stellen unglaublich schön. Die abbröckelnde Kreide führt nicht selten zu einer hellen Färbung des Wassers, auch das macht den Nationalpark Jasmund einzigartig. Optional ist ein Besuch im Nationalpark Zentrum, mit Sicherheit ein spannendes Erlebnis.
Den Rückweg habe ich komplett am wunderschönen Steinstrand verbracht. Der Abstieg über eine steile Treppe lässt mich nochmals spüren, warum es sich hier um eine richtige Steilküste handelt. Der Weg am Wasser sollte nur bei gutem Wetter gewählt werden, da dort ausdrücklich vor Kliff-Abbrüchen gewarnt wird. Anders als vermutet, war der Strand nach ein paar hundert Metern menschenleer und mir zeigten sich somit beste Bedingungen, einen solch unberührten Ort zu genießen. Mit etwas Glück findest du hier nicht nur Ruhe, sondern Fossilien und Bernsteine — ein langsameres Wandertempo und der Blick zu Boden lohnen sich also.
Mein Tag in Nationalpark Jasmund war ein gelungener Ausflug, der mich noch verliebter in die Insel Rügen hat werden lassen. Vielleicht inspirieren diese Zeilen ja auch dich — der goldene Herbst auf der Insel ist ein Traum. Intensive Farben prägen das Küstenbild, die rauen Herbststürme treiben Treibholz und sogar Bernsteine an Land. Ob mit dem Rad. zu Fuß und von Lohme, Sassnitz oder einem Wanderparkplatz aus: die Anfahrt lohnt sich also. Bist du erst einmal vor Ort, lohnen sich Abstecher in ein paar weitere Orte Deutschlands größter Ostseeinsel: Nördlich und südlich vom Nationalpark laden kilometerlange Sandstrände zum Baden ein, traumhafte Bodden und versteckte Fischerdörfchen wollen von dir entdeckt werden. Mein persönliches Highlight: Radtouren durch die schier unendlich großen Kiefernwälder.