

Kunterbunte Hummerbuden, fangfrischer Fisch und raue Klippen, an denen sich die Wellen der Nordsee mit all ihrer Kraft brechen. Willkommen auf Helgoland. Deutschlands einziger Hochseeinsel. Ein Bericht von Svenja H.
Wer von dieser Insel etwas sehen möchte, steigt ein. Und zwar in den Fahrstuhl. Denn anders als das platte norddeutsche Land, ist Helgoland auf gleich zwei Ebenen, quasi übereinander, gestapelt. Der Fahrstuhl verbindet dabei das eher touristische Unterland mit dem landschaftlich einzigartigen Oberland. Rötliche Felsen, die — je nach Jahreszeit — von sattem Grün bedeckt sind. Der Wind flattert um die Ohren, der Blick wandert zum Horizont. Meer. Mal glatt und friedlich, mal tosend und aufgebracht. Vor fast 300 Jahren, in einer Silvesternacht, trennte eine gewaltige Sturmflut die Düne von der Hauptinsel. Auf Helgoland leben, heißt leben mit den Launen der Nordsee und des Windes. Achja: wer das Oberland doch lieber zu Fuß erklimmen will, kein Problem — mit 260 Stufen bist du dabei.
Buden, Bunker, Börte-Bahn
Früher Schuppen der Inselfischer, heute Ladenzeile mit Galerien, Cafés und Souvenirgeschäften. Die Hummerbuden gehören, neben der „Langen Anna“, dem roten Felsen, der hoheitlich in die Nordsee ragt, zu Helgolands Wahrzeichen. Sie liegen direkt am Hafen und begrüßen die über 350.000 (2019) Tagesgäste und Urlauber im Jahr mit ihren fröhlichen, bunten Farben. Hummer werden mittlerweile allerdings nur noch selten aus der Nordsee gezogen. Der eigentliche Star ist der „Knieper“, ein Taschenkrebs, dessen Scheren zum Dip mit Curry, Dill und Cognac eine ganz besondere Delikatesse sind. Gibt’s an jeder Ecke und schmeckt immer.
Aufgrund seiner besondern Lage wurde Helgoland im Zweiten Weltkrieg zur Hochseefestung ausgebaut. Davon zeugen noch heute die angelegten Stollensysteme, die mit einer Bunkeranlage verbunden sind. Während einer Führung lässt sich tiefer in die Geschichte der Insel eintauchen, die nach dem Krieg von den Briten eigentlich gesprengt werden sollte.
Helgoland ist super zu Fuß zu erkunden. Alternativ ist eine Rundtour mit der kleinen Börte-Bahn auch eine gute Idee, um sich einen Überblick zu verschaffen und entspannt durch die Gegend juckeln zu lassen. Die Tour dauert 40 Minuten (Unterland-Tour) oder knapp 60 Minuten (Oberland), wissenswerte Infos inklusive.
Naturschutzgebiet und Vogelparadies
Helgoland bietet eine schroffe, einzigartige Natur inklusive eines der kleinsten Naturschutzgebiete Deutschlands. Nicht umsonst ist die Insel auch unter Vogelbeobachtern beliebt, die man hier und da mit ihren Teleobjektiven auf der Jagd nach außergewöhnlichen Exemplaren beobachten kann. Vom Lummenfelsen zum Beispiel hüpfen die Jungvögel der Trottellumme jedes Jahr von Juni bis Juli hinaus zu ihren Eltern aufs Meer. Nicht nur für Vogelliebhaber ein besonderes Erlebnis.


Und sonst?
Helgoland ist eine einzige, große Duty-Free Shopping-Zone. Da die Insel nach den Regelungen des Zolls als Ausland gilt und damit nicht unter das Steuerrecht der EU fällt, kann man dort nicht nur zollfrei, sondern auch ohne Mehrwertsteuer einkaufen. Die vielen Geschäfte mit dem immer gleichen Angebot (bestehend aus Parfum, Alkohol, Zigaretten) erinnern beim Bummel durch die Straßen an jene Areale, die man auf dem Weg ins Flugzeug hinter sich bringen muss — austauschbar und wenig überraschend. Ein bis zwei gute Tropfen für den nächsten Abend unter Freunden oder das Lieblingsparfum ist für den schmalen Kurs natürlich trotzdem nicht verkehrt.
Hinkommen, Ankommen, Unterkommen
Hinkommen // Die MS Helgoland der Reederei Cassen Eils fährt täglich ab 10.15 Uhr von Cuxhaven. Den aktuellen Fahrplan und alle weiteren Infos sowie die Fahrpreise findest du hier. Die Fahrt dauert — je nach Seegang — etwas mehr als 2 Stunden. Weitere Verbindungen: ab Bremerhaven, Hooksiel, Büsum. Ab Büsum und Cuxhaven ist eine Anreise auch mit dem Flugzeug möglich, außerdem legt der Halunder Jet von Hamburg Richtung Helgoland ab. Nicht vergessen: Wetterbericht checken, bevor es losgeht. Bei Sturm wird Helgoland oft nicht mehr angefahren oder ‑geflogen. Die Reedereien oder Fluggesellschaften geben Auskunft, ob deinem Trip etwas im Weg steht. Reisekaugummi einstecken! Wer einmal eine Überfahrt mitgemacht hat, bei der das ganze Schiff über seiner Spucktüte hängt, braucht dieses Spektakel so schnell nicht wieder.
Ankommen // Du bist auf der Suche nach Tradition und dabei einigermaßen seefest? Dann mach’ dich mit einem der Seebäderschiffe auf nach Helgoland. Das Besondere: Die Schiffe legen nicht direkt am Helgoländer Hafen an, sondern werden auf See von den sogenannten Börtebooten in Empfang genommen. Noch einige Meter vom Land entfernt, heißt es für alle Passagiere umsteigen — vom großen Kahn ins offene, kleine, aber robuste Holzboot.
Unterkommen // Ein Tagesausflug nach Helgoland geht immer. Doch auch wenn die Insel mit ihren weniger als zwei Quadratkilometern nicht unbedingt groß ist, lässt sich in den wenigen Stunden bis zum Ablegen Richtung Festland längst nicht alles entdecken. Wer keine durchgestylte Unterkunft mit Schickimicki-Frühstück für sein Glück braucht, der ist hier genau richtig. Ob in einer der Ferienwohnungen, klassischen Pensionen oder in der Jugendherberge. Auch Camper kommen auf der Insel auf ihre Kosten — wenn auch nicht im eigenen Bulli. Es sei denn, du findest eine Möglichkeit, ihn dorthin zu bringen 😉
Campingplatz Düne
Tel.: +49 4725 808–753
Mail: camping@helgoland.de